Begegnung mit Gisela Schmidt­-Reuther

Aus ,,Begegnung mit Gisela  Schmidt-Reuther“ von Georg von Kovats

Die Begegnung mit Gisela Schmidt­Reuther an der Kunstakademie in Berlin war im Schatten des Krieges von eigentümlicher Prägekraft bestimmt. Dominierend in der Vorstellungswelt dieser Künstlerin waren zwei polare Bereiche:

  • die Vision des Todes als ständig sichtbares Grenzmaß und 
  • die Vision des Lebens als schöpferischer Urgrund .

Sichtbarer Ausdruck ihrer keramischen Arbeit ist ein stetiger Kampf gegen jede Erstarrung. Es ist ihre künstlerische Energie, die ihr neue Zonen der Gestaltung erschließt. Diese kreative Unruhe bestimmt nach Jahrzehnten ihres Schaffens immer noch Arbeit, Werk und Leben dieser Bildhauerin. Bildhauerin, weil jede noch so bedeutende Arbeit als Keramikerin nur einen Teilaspekt ihrer Aussage Möglichkeiten darstellt.

Gisela Schmidt-Reuther gelang, was so wenigen glückte:

eine vollkommene Synthese zwischen keramischem Handwerk und großer plastischer Kunst.

Man denke an Ergebnisse sumerischer aztekischer, kretischer Kunst, oder an della Robbia, wo gleichermaßen die Gefäßform mit menschlicher Figur  identisch wurde.

Dies ist ein existentielles Thema ihrer künstlerischen Anstrengungen geworden. In ihren Formungen bleiben Gerüste, Abstützungen, Verspannungen, Glasuren niemals Selbstzweck, sondern bieten oft magische Formgleichnisse an.

Bewegt erlebt man vor den Arbeiten dieser Künstlerin wie sich ihre Figurenwelt als Projektion ihres Selbst gleichsam in den Raum ein­ gräbt.